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Ein Meilenstein für sterile und aseptische Produkte

Ein Meilenstein für sterile und aseptische Produkte

05.03.2025

Neuer Annex 1 des EU-GMP-Leitfadens: Ein Meilenstein für sterile und aseptische Produkte

Im August 2022 wurde der lang erwartete, überarbeitete Annex 1 des EU-GMP-Leitfadens veröffentlicht. Am 25. August 2023 trat dieser offiziell in Kraft, während spezifische Anforderungen zur Sterilisation von Lyophilisatoren erst ab dem 25. August 2024 geltend gemacht wurden.

Warum wurde der Annex 1 überarbeitet?

Die Herstellung steriler pharmazeutischer Produkte stellt eine stetige Herausforderung dar. Dies gilt sowohl für die Aufsichtsbehörden als auch für die Industrie. Bisherige nationale GMP-Richtlinien führten häufig zu Compliance-Problemen bei international agierenden Unternehmen. Dies machte die Notwendigkeit einer globalen Harmonisierung der Vorschriften deutlich. Der alte Annex 1 blieb seit 2007 unverändert und entsprach somit nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Die neue Fassung bringt nun vier zentrale Verbesserungen mit sich:

Qualitätsrisikomanagement (QRM): QRM wird jetzt als proaktives Werkzeug zur Vermeidung mikrobiologischer Kontaminationen betont.

Integration moderner Technologien: Neue Technologien wie Restricted Access Barrier Systems (RABS), Isolatoren und mikrobiologische Schnellmethoden werden jetzt einbezogen.

Klarheit durch ein Glossar: Ein Glossar präzisiert wichtige Begriffe und sorgt für einheitliche Definitionen.

Erweiterter Anwendungsbereich: Annex 1 umfasst nun auch Aspekte der nicht-sterilen Herstellung.

Wichtige Änderungen im Überblick

Qualitätsrisikomanagement (QRM)

Im alten Annex 1 wurde QRM kaum erwähnt. Im neuen Annex 1 ist QRM hingegen ein zentrales Element, was Verweise auf ICH Q9 (Qualitätsrisikomanagement) und ICH Q10 (Pharmazeutisches Qualitätssystem) deutlich zeigen.

Neue Fertigungstechnologien

Moderne Technologien wurden im alten Annex 1 nicht explizit behandelt. Die neue Fassung umfasst nun zeitgemässe Produktionsmethoden, darunter RABS und Isolatoren, sowie mikrobiologische Schnellmethoden.

Erweiterter Geltungsbereich

Früher galt Annex 1 ausschliesslich für sterile Produkte. Jetzt werden auch Aspekte nicht-steriler Herstellungsverfahren mit einbezogen.

Klarheit und Konsistenz

Im alten Annex 1 blieben viele Begriffe unklar. Die neue Fassung enthält ein Glossar, das für präzisere Terminologie und eine bessere Konsistenz sorgt.

Kontaminationskontrollstrategie

Zuvor gab es keine klar definierte Strategie zur Kontaminationskontrolle. Nun wird eine detaillierte, anlagenspezifische Kontaminationskontrollstrategie gefordert, die Aspekte wie Anlagendesign, Personal, Reinigungsverfahren und Lieferantenbewertung abdeckt.

Schulungs- und Personalqualifikationen

Im alten Annex 1 gab es nur allgemeine Anforderungen an das Personal. Der neue Annex 1 legt verstärkt Wert auf kontinuierliche Schulung und eine positive Einstellung des Personals zur Gewährleistung der Produktqualität – auch in Verpackung und Vertrieb.

Dokumentation und Prozessvalidierung

Der alte Annex 1 stellte keine speziellen Anforderungen an die Dokumentation der Kontaminationskontrollstrategie. Der neue Annex 1 fordert hingegen formale Dokumente, in denen die gesamte Kontaminationskontrollstrategie festgehalten ist und die regelmässig überprüft werden.

Präventive Wartung und Monitoring

Im alten Annex 1 gab es nur eingeschränkte Vorgaben zu Wartung und Monitoring. Die neue Version definiert detaillierte Anforderungen an die präventive Wartung von Einrichtungen und Ausrüstungen sowie an die Implementierung moderner Monitoring-Systeme.

Kontinuierliche Verbesserung

Früher lag der Fokus auf reaktiven Massnahmen. Der neue Annex 1 betont dagegen einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung, basierend auf den Ergebnissen von Monitoring- und Audit-Systemen.

Anforderungen an Reinräume im neuen Annex 1

Der neue Annex 1 stellt hohe Anforderungen an Reinräume, um das Risiko von mikrobiologischen, partikulären und pyrogenen Kontaminationen zu minimieren. Zu den wichtigsten Vorgaben gehören:

Reinraumklassifizierung und -monitoring: Reinräume müssen klar klassifiziert und regelmässig überwacht werden, damit die vorgeschriebenen Reinheitsstandards eingehalten werden.

Design und Luftstrom: Das Reinraum-Design muss so ausgelegt sein, dass kontaminationsanfällige Bereiche auf ein Minimum reduziert werden. Zudem sind definierte Luftströmungen (z. B. unidirektionale Luftströmung) sicherzustellen.

Einsatz moderner Technologien: RABS und Isolatoren kommen zum Einsatz, um den Kontakt des Personals mit sensiblen Bereichen auf ein Minimum zu reduzieren.

Kontinuierliches Monitoring: Partikelkonzentrationen und mikrobiologische Verunreinigungen sind regelmässig zu überwachen.

Die Kontaminationskontrollstrategie im Fokus

Einer der zentralen Punkte des neuen Annex 1 ist die detaillierte Kontaminationskontrollstrategie, die eine umfassende Bewertung aller potenziellen Kontaminationsrisiken verlangt. Diese Strategie berücksichtigt alle relevanten Aspekte wie Anlagendesign, Personalqualifizierung und Reinigungssysteme. Hersteller müssen hierfür ein formales Dokument erstellen, in dem ihre Kontaminationskontrollstrategie beschrieben ist. Dieses Dokument muss regelmässig überprüft und auf den neuesten Stand gebracht werden.

Zusätzlich legt der neue Annex grossen Wert auf ein effektives pharmazeutisches Qualitätssystem, das sowohl eine proaktive Risikobewertung als auch die kontinuierliche Schulung qualifizierter Mitarbeitender umfasst. Auch die Anforderungen an die Verpackung und den Vertrieb des Endprodukts wurden erweitert, um eine umfassendere Kontrolle entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten.

Wie könnte eine einfache Contamination Control Strategy (CCS) als Bestandteil eines pharmazeutischen Qualitätsmanagementsystems aussehen?

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Fazit

Der neue Annex 1 markiert einen bedeutenden Fortschritt in der GMP-Regulierung und bietet modernisierte Leitlinien für die Herstellung steriler Produkte. Während der Schwerpunkt auf der pharmazeutischen Industrie liegt, profitieren auch andere Branchen wie die Biotechnologie, Medizintechnik und Kosmetik von den überarbeiteten Vorgaben. Die Einführung moderner Technologien, die detaillierte Kontaminationskontrollstrategie und die Betonung des Qualitätsrisikomanagements verbessern die Sicherheit und Qualität der Produkte.

Unternehmen müssen nun ihre Prozesse und Dokumentationen an die neuen Richtlinien anpassen. Dabei bietet der neue Annex 1 eine Chance, Qualitätsstandards zu erhöhen und die Kontaminationsrisiken effektiver zu managen. Die Aktualisierungen stellen somit nicht nur mehr Sicherheit für Endverbraucher sicher, sondern fördern auch die globale Harmonisierung der GMP-Standards.

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