Die
Händedesinfektion zählt im Reinraum- und Laborkontext zu den zentralen
Hygienemassnahmen, um Kontaminationen zu verhindern. Ob in der Pharma-,
Medizintechnik-, Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie – überall dort, wo
kontrollierte Umgebungen notwendig sind, gelten strenge Vorgaben. Neben
Reinraumkleidung und Handschuhen ist die konsequente Desinfektion der Hände ein
unverzichtbarer Bestandteil der Hygienekette.
Doch wie funktioniert eine korrekte Händedesinfektion? Warum ist sie trotz
Handschuhen essenziell? Und welche Fehler passieren besonders häufig? In diesem
Beitrag erhalten Sie praxisnahe Antworten – von der idealen Reihenfolge über
Desinfektionsmittel bis hin zur Bedeutung für Qualität, Produktschutz und
Sicherheit.
Die korrekte Händedesinfektion in 8 Schritten
Eine
wirksame Händedesinfektion erfolgt mit einem alkoholbasierten
Desinfektionsmittel – z.B. 70%
Isopropanol oder ethanolischer Lösung
– und dauert rund 30 Sekunden.
Wichtig: Die Hände
müssen zuvor sichtbar sauber sein; Desinfektion
ersetzt das Händewaschen
nicht. Schmuck wie Ringe, Armbänder
oder Uhren sind vorher abzulegen.
1. Desinfektionsmittel entnehmen
Geben
Sie eine vollständige Portion Desinfektionsmittel (gemäss Dosierempfehlung) in
die hohle Hand. Die Menge muss ausreichen, um beide Hände während der gesamten
Dauer feucht zu halten.
2. Handflächen gründlich einreiben
Reiben
Sie die Handflächen kräftig gegeneinander, sodass das Desinfektionsmittel
gleichmässig verteilt wird. Achten Sie darauf, die kompletten Handinnenflächen
zu benetzen.
3. Fingerzwischenräume reinigen
Verschränken
Sie die Finger beider Hände ineinander und reiben Sie dabei gezielt die
Zwischenräume. Dieser Schritt ist essenziell, da sich hier besonders häufig
Keime sammeln.
4. Handrücken desinfizieren
Führen
Sie die rechte Handfläche über den linken Handrücken und umgekehrt. Dabei
werden auch die Fingerzwischenräume auf der Rückseite benetzt – ein oft
übersehener Bereich.
5. Daumen umfassend desinfizieren
Umschliessen
Sie den Daumen mit der gegenüberliegenden Hand und führen Sie rotierende
Bewegungen durch. Wiederholen Sie den Vorgang mit der anderen Hand.
6. Finger ineinander haken und reiben
Haken
Sie die gebeugten Finger beider Hände ineinander und reiben Sie sie kräftig
gegeneinander. Dadurch werden insbesondere die mittleren Abschnitte der Finger
gründlich mit Desinfektionsmittel benetzt.
7. Fingerspitzen in Handinnenfläche reiben
Stellen
Sie die Fingerspitzen einer Hand in die Handfläche der anderen und reiben Sie
diese kreisend – besonders wichtig für Nagelfalz und Fingerkuppen.
8. Handgelenke nicht vergessen
Reiben
Sie zum Abschluss auch die Handgelenke gründlich ein – sie werden oft
vergessen, können aber ebenfalls Keime übertragen.
Warum ist Händedesinfektion trotz Handschuhen notwendig?
Können Handschuhe die Händedesinfektion einfach
ersetzen? Die klare Antwort lautet: Nein.
Einweghandschuhe – ob aus Nitril oder Latex – sind ein essenzieller Bestandteil
der persönlichen Schutzausrüstung (oft PSA-Kategorie 3 für hohen Schutz). Sie
schützen sowohl das Personal als auch das Produkt vor Kontamination. Aber: Das Tragen von Handschuhen ersetzt die hygienische
Händedesinfektion keinesfalls.
Mehrere Gründe sprechen klar dafür, die Hände vor
und nach dem Tragen von Handschuhen zu desinfizieren:
Mikrorisse
& Undichtigkeiten
Selbst hochwertige Handschuhe können mikroskopisch kleine Risse oder Löcher
aufweisen. Keime auf ungewaschenen Händen könnten so nach aussen dringen.
Die Lösung: Hände direkt vor dem Anziehen desinfizieren.
Risiko beim Ausziehen
Beim Abstreifen der Handschuhe können Keime von der kontaminierten
Oberfläche auf die Haut gelangen. Deshalb: Auch nach dem Ausziehen
sollten die Hände konsequent desinfiziert werden.
Keimvermehrung unter dem Handschuh Unter Handschuhen entsteht ein warmes, feuchtes
Milieu – ein idealer Nährboden für Bakterien. Werden die Hände vor dem Anziehen
nicht desinfiziert, können sich vorhandene Keime stark vermehren.
Produktschutz im Reinraum
Im Reinraum dienen Handschuhe primär dem Produktschutz.
Werden sie über nicht desinfizierte Hände gezogen, können selbst kleinste
Verunreinigungen (z.B. Hautschuppen oder Bakterien) in das
Handschuhinnere und später
auf Produkt oder Oberfläche
gelangen.
Kurz gesagt: Handschuhe bilden eine physische Barriere – aber nur
desinfizierte Hände verhindern, dass diese Barriere von innen heraus
kontaminiert wird.
„Händedesinfektion
bleibt unverzichtbar – auch mit Handschuhen.“ – Robert Koch-Institut (RKI)
Muss man nach einem Handschuhwechsel die Hände erneut desinfizieren?
Ja.
Nach jedem Handschuhwechsel – egal ob geplant oder spontan – müssen die Hände
erneut desinfiziert werden. Das gilt zum Beispiel, wenn ein Paar
Reinraumhandschuhe abgelegt und ein neues angezogen wird.
Warum ist dieser Schritt so wichtig?
Kontakt
mit der Aussenseite: Beim Ablegen der Handschuhe kann es leicht zu einer
Berührung der kontaminierten Oberfläche kommen – selbst bei grösster
Vorsicht.
Keimvermehrung
unter dem Handschuh: Wie bereits erwähnt, entsteht unter Handschuhen ein
feucht-warmes Klima – ideale Bedingungen für Bakterien.
Vermeidung
von Kreuzkontamination: Nur saubere, desinfizierte Hände stellen sicher,
dass das neue Handschuhpaar von Anfang an keimarm bleibt.
Häufige Fehler bei der Händedesinfektion im Reinraum – und wie man sie vermeidet
Trotz klarer Vorgaben schleichen sich in der Praxis Fehler
ein. Hier sind die häufigsten mit Tipps zur Vermeidung:
Zu kurze Einwirkzeit
Problem: Das Desinfektionsmittel bleibt nur 5–10
Sekunden auf der Haut – das reicht nicht.
Tipp: Zählen Sie innerlich 30 Sekunden oder nutzen Sie einen Timer im
Reinraum.
Wichtige Stellen werden vergessen
Problem: Daumen, Fingerzwischenräume, Handgelenke und
Nagelfalze werden häufig übergangen.
Tipp: Folgen Sie einem festen Ablauf – z.B.
den oben beschriebenen 8 Schritten.
Hände zu früh in die Handschuhe
Problem: Noch feuchte Hände werden direkt in Handschuhe
gesteckt – das verkürzt die Einwirkzeit und kann das Handschuhmaterial
schädigen. Tipp: Warten Sie immer, bis die Hände vollständig trocken sind.
Ungeeignetes Handschuhmaterial
Problem: Normale Haushaltshandschuhe oder gepuderte
Box-Handschuhe sind nicht reinraumgeeignet.
Tipp: Verwenden Sie puderfreie Nitril- oder Latexhandschuhe aus
Reinraumverpackung – diese sind partikelarm und alkoholbeständig.
Nach Kontamination nicht desinfiziert
Problem:Nach dem Berühren potenziell verunreinigter
Gegenstände (z.B. Werkzeuge, Schutzbrille) wird einfach
weitergearbeitet.
Tipp: Sofort Hände oder Handschuhe desinfizieren – besonders in Klasse
A/B-Bereichen. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig.
Nur
durch konsequente Anwendung und das Vermeiden typischer Fehler bleibt das Händehygienekonzept
im Reinraum wirksam. Regelmässige Schulungen, interne Audits und ein
gemeinsames Verantwortungsbewusstsein im Team sorgen dafür, dass
Hygienestandards dauerhaft eingehalten werden.
Fazit: Kleine Geste – grosse Wirkung
Händedesinfektion
ist keine Nebensache. Sie ist eine der wirkungsvollsten Massnahmen, um
Produkte, Prozesse und Menschen zu schützen – vorausgesetzt, sie wird richtig
durchgeführt.
Ob beim Handschuhwechsel, vor dem Betreten des Reinraums oder nach möglicher
Kontamination: Konsequenz ist der Schlüssel.
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